Literaturreisen:
Mit den größten Literaten die Welt entdecken
Wenn Sie ein Reiseziel mal durch ganz andere Augen betrachten wollen, wenn Sie neue Seiten eines bekannten Ortes kennenlernen wollen, wenn Sie ein Buch mitgerissen hat oder Sie einfach Literaturliebhaber sind, dann ist eine Literaturreise genau das Richtige für Sie. Reisen Sie mit Goethe durch Italien, mit Hemingway in die USA, mit Pearl S. Buck nach China oder mit Samuel Beckett nach Irland. Oder wie wäre es mit einer Tour durch London auf den Spuren des Meisterdetektivs Sherlock Holmes? Sie sind eher ein Fan der düsteren Krimis von Henning Mankell? Dann machen Sie Urlaub in Schweden und besuchen Sie die Stadt Ystad in Südschweden. Verreisen Sie mit Kindern oder Jugendlichen, unternehmen Sie doch einen Ausflug in Schwedens Astrid Lindgrens Värld, zum Kleinen Prinzen nach Ungersheim oder erleben Sie Abenteuer mit Jack London in Alaska oder mit Erich Kästner in Berlin.
Doch welche Reise ist die richtige Wahl? Wir geben Ihnen einen Überblick über Autoren, Schriftsteller und Nobelpreisträger, auf deren Spuren Sie wandeln können. Außerdem möchten wir Ihnen einige Figuren vorstellen, die in der Literaturgeschichte so legendär geworden sind, dass man manchmal glauben mag, es habe sie wirklich gegeben. Sogenannte Literaturhotels sind ganz auf Büchernarren ausgelegt: Hier können Sie in aller Ruhe schmökern, Lesungen lauschen und Bücher tauschen.
HINWEIS: Dieser Text ist natürlich maßgeblich von den persönlichen Vorlieben und Kenntnissen der Autorin geprägt. Außerdem liegt der Fokus auf Autoren ab dem späten 18. Jahrhundert bis zum frühen 21. Jahrhundert sowie auf englischsprachigen Literaten.
Deutschlands Dichter und Denker
In einem Land, in dem Schriftsteller wie Goethe, Böll, Hesse oder Rilke zu Hause sind, besteht kein Mangel an literarischen Reiserouten. Die Autoren kommen aus allen Ecken Deutschlands, aus Lübeck, Calw oder aus Weimar. Wenn Sie also in der Heimat verreisen möchten, haben Sie die Auswahl zwischen verschiedenen Urlaubsregionen. Allerdings sind viele deutsche Schriftsteller auch während des Nationalsozialismus ins Exil gegangen und so gibt es auch im Ausland, zum Beispiel in Frankreich, der Schweiz oder den USA, Spuren deutscher Literaten zu entdecken.
Johann Wolfgang von Goethe
Der als Dichterfürst schlechthin geltende Schriftsteller Deutschlands ist zweifelsohne Johann Wolfgang von Goethe. Am 28. August 1749 wurde der Dichter „mit dem Glockenschlage Zwölf“ in Frankfurt am Main geboren. Das Goethe-Haus kann in der Altstadt am Großen Hirschgraben besichtigt werden. Es wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, aber wiederaufgebaut. Heute ist das Gebäude eine Dichtergedenkstätte und kann besucht werden. In Weimar, wo sich das UNESCO Welterbe Klassisches Weimar befindet, gibt es nicht nur das bekannte Goethe-Schiller-Denkmal, sondern auch im Park an der Ilm Goethes ersten Wohnsitz, in dem er den Erlkönig verfasste. Außerdem führt die sogenannte Goetheroute durch Deutschland. Sie ist Teil des UNESCO Welterbes und führt über 600 km von Frankfurt am Main, Wetzlar, Fulda, Eisenach, Erfurt, Weimar und Jena über Leipzig nach Dresden. Auf dieser Strecke können Sie Originalschauplätze sehen und Goethes Zeitgenossen begegnen.
Wenn Sie nicht zu Goethe, sondern mit Goethe verreisen wollen, dann sei Ihnen die Italienische Reise ans Herz gelegt: 1786-1788 besuchte Goethe Bozen, Trient, den Gardasee, Verona, Padua, Venedig, Bologna, Rom, Neapel, Sizilien, Florenz und Mailand. Der Dichter ist in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt.
Tipp: Entdecken Sie die Spuren Goethes auf einer Städtereise durch Deutschland.
Heinrich Theodor Fontane
Im Jahr 2019 wäre er 200 Jahre alt geworden: der Schriftsteller Heinrich Theodor Fontane. 1819 in Neuruppin in der Karl-Marx-Straße 84 geboren, hat der Verfasser der Effi Briest auch Werke wie Frau Jenny Treibel, Die Poggenpuhls oder Wanderungen durch die Mark Brandenburg geschrieben. Zum Festjahr des Autors fanden sich viele Reiseführer durch Brandenburg, zum Beispiel mit dem Rad von Neuruppin nach Potsdam oder Reisen durch den Spreewald. „Am liebsten ohne vorgeschriebene Marschroute“ erkundete der Autor sein Heimatland, Berlin, Potsdam, Ruppin, Oderland, Havelland und den Spreewald. Wie kaum ein anderer setzte sich Fontane mit der Natur und Geschichte Brandenburgs auseinander, sodass die Wanderungen sein umfangreichstes Werk bilden. Das Museum in Neuruppin zeigte zum 200. Geburtstag bis Dezember 2019 eine Sonderausstellung zu Fontane und stellt den Besucher mitten in seine Textwelten hinein. Fontane ist auf dem Friedhof II in Berlin-Mitte beigesetzt.
Tipp: Wandeln Sie auf den Spuren Fontanes auf einer Städtereise nach Berlin.
Rainer Maria Rilke
Der Dichter Rainer Maria Rilke (1875-1926) hatte Zeit seines Lebens etwa 100 verschiedene Wohnorte. Zwar in Prag geboren, so verfasste er sein umfassendes Werk doch auf Deutsch oder Französisch. In St. Pölten zur Schule gegangen und in Prag und München studiert, reiste er 1897 das erste Mal nach Venedig. Wer die Lagunenstadt auf einer Venedig Städtereise mit den Augen Rilkes sehen will, der besucht die Kirche Santa Maria del Rosario, Il Redentore, Santa Maria Formosa oder den Palazzo Moceniga und den Giardino Eden. Lido und Markusplatz inspirierten Rilke zu einigen Gedichten. 1911 begann er mit den Duineser Elegien, die die Kliffe von Duino weltbekannt machten. Der Rilkeweg führt daher auch vom Schloss Duino bis nach Sistiana. In Berlin-Wilmersdorf steht auf dem Prager Platz eine Rilke-Stele und in Prag, der Geburtsstadt des Dichters, ein Pendant auf dem Řezáč-Platz. Erst 2011 stellte Prag auch eine Büste des Autors auf der Straße Na Příkopě auf.
Rilke fand in Raron in der Schweiz, wo er auch seine letzten Lebensjahre verbracht hatte, seine letzte Ruhestätte.
Thomas Mann
Thomas Mann (1875-1955), bekannt für Buddenbrooks, Der Tod in Venedig, Zauberberg oder Doktor Faustus, kam in Lübeck zur Welt. Das Buddenbrookhaus in der Mengstraße 4, dem Wohnhaus der Großeltern Manns, ist heute ein Museum über die Künstlerfamilie Mann, ein Literaturmuseum und Ausstellungsort. 1933 ging die Familie Mann ins Exil, zunächst nach Frankreich, dann in die Schweiz nach Küsnacht, doch sollten sie erst in den USA ein dauerhaftes zu Hause finden. 1941 zogen die Manns nach Pacific Palisades in den San Remo Drive 1550, der auf einem Städtetrip nach Los Angeles besichtigt werden kann. 2018 wurde dort eine Begegnungsstätte eröffnet. 1952 kehrte die Familie in die Schweiz zurück, wo sie sich am Zürichsee niederließ. Thomas Mann, der 1929 den Nobelpreis für Literatur erhielt, liegt in Kilchberg begraben.
Hermann Hesse
In Süddeutschland, in Calw wurde Hermann Hesse 1877 geboren. Wenn man die Stadt heute besucht, trifft man überall auf Orte, die Hesse in späteren Geschichten verarbeitet hat. Er ist einer der meistgelesenen deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts. Heute befindet sich im Haus Schütz ein Museum mit der umfassendsten Sammlung über den Literaturnobelpreisträger. In der Bischofstraße 4 befindet sich das Elternhaus Hesses. Der „liebste Platz im Städtchen“ war ihm jedoch die Nikolausbrücke, an der heute eine lebensgroße Bronzestatue von ihm steht. Eine Zeit lang arbeitete er in der Buchhandlung Heckenhauer in Tübingen. 1901 konnte er sich den lange gehegten Wunsch einer Italien-Reise erfüllen. Wie schon Goethe reiste auch Hesse von Mailand nach Genua, Florenz, Bologna, Ravenna, Padua und Venedig. In Gaienhofen lebte Hesse in einem Hof am Bodensee. Auch dort widmet sich ein Museum in der Kapellenstraße 8 dem Leben des Nobelpreisträgers.
Eine Indien-Reise 1911 sollte einen bleibenden Effekt auf Hesse haben, der sich zum Beispiel in Siddharta zeigt. Nach dem Ersten Weltkrieg zog der Schriftsteller ins Tessin in der Schweiz. In Montagnola befindet sich auch ein Hesse Museum, das sich dem Leben des Autors in den letzten 40 Jahren verschrieben hat. Hier schuf Hesse auch sein letztes großes Werk: Das Glasperlenspiel. Im Tessin werden auch Reisen auf den Spuren Hesses und organisierte Wanderungen veranstaltet. Der Literat wurde 1962 auf dem Sant’Abbondio in Gentilino beerdigt.
Heinrich Böll
Heinrich Böll (1917-1985) steht wie kaum ein anderer für die Kriegs-, Trümmer-, Heimkehrer- und Nachkriegsliteratur. Er schaffte es immer wieder die Zeitgeschichte einfühlend zu beschreiben und wurde dafür 1972 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Geboren wurde der Schriftsteller in Köln, in der Teutoburger Straße 28. Später wohnte er dann in der Hülchrather Straße 7. Er wurde zur Wehrmacht einberufen und blieb bis 1945 Soldat. Aus den 50er bis 70er Jahren stammen seine Hauptwerke, etwa Gruppenbild mit Dame oder Die verlorene Ehre der Katharina Blum. Seinen Nachlass hat tatsächlich ein schlimmes Schicksal ereilt, das meiste davon wurde beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 zerstört.
In Langenbroich kann man das ehemalige Sommerhaus des Literaten besuchen; es ist heute ein Stipendiatenhaus für Künstler und Schriftsteller. Eine besondere Bedeutung hatte für Böll Achill-Island, das er im Irischen Tagebuch verewigte. Als Refugium des Autoren haben sich dort bis heute Spuren von ihm erhalten; es wird sogar alljährlich das Heinrich-Böll-Memorial-Weekend veranstaltet, bei dem Vorträge, Workshops, Lesungen und ähnliches geboten werden. Böll kaufte hier, ganz im Westen Irlands, 1958 ein Haus, das heute Künstlern und Autoren für einige Wochen Muße und Muse sein kann. Heinrich Böll ist in Merten bei Köln beigesetzt.
Internationale Literaten
Nicht nur in Deutschland gibt es Literaten, die die Welt bewegt haben. Wir wollen Ihnen einige internationale Schriftsteller vorstellen, zum Beispiel aus den USA, Südamerika und ganz Europa. Wenn Sie sich im Namen der Literatur auf Weltreise begeben möchten, so sind Sie hier richtig.
Gabriel García Márquez
Ein weltbekannter Autor, Gabriel García Márquez (1927-2014), ist in Kolumbien geboren. In seiner Geburtsstadt Aracataca ist aus seinem Wohnhaus, in dem er aufgewachsen ist, ein Casa Museo gemacht worden. Aracataca hat wahrscheinlich Modell gestanden für die Stadt Macondo in Hundert Jahre Einsamkeit.
Eine der zweifelsohne schönsten Städte Kolumbiens – und, laut Márquez, der Welt – ist Cartagena de Indias, das zu Die Liebe in Zeiten der Cholera inspirierte. Die Kolonialstadt gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist mit den schönsten Häuserfassaden, Plätzen und Kirchen gespickt und auch das Nachtleben ist hier nicht zu verachten. Sehenswürdigkeiten wie das Castillo de San Felipe de Barajas, die Plaza de los Coches, die Kathedrale Santa Catalina de Alejandría oder das Kloster Santa Clara ziehen Jahr für Jahr viele Besucher an. Für seinen magischen Realismus wurde García Márquez 1982 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. In Cartagena de Indias ist auch ein Teil der sterblichen Überreste Márquez verstreut, ein Teil in Mexiko-Stadt.
José Saramago
Von der Iberischen Halbinsel, um genauer zu sein aus Portugal, kommt unser nächster Schriftsteller, der 1998 den Nobelpreis für Literatur erhielt: José Saramago (1922-2010). Der Autor von Die Stadt der Blinden, Die Stadt der Sehenden, Eine Zeit ohne Tod oder Das Zentrum wurde in Azinhaga geboren, begann seine literarische Karriere während der Diktatur in Portugal und schuf mit seinen Werken – ähnlich wie Márquez – Beiträge zum magischen Realismus.
In Tías auf Lanzarote, wo Saramago auch gestorben ist, befindet sich in seinem privaten Anwesen ein Museum und eine Bibliothek. Das Museum zeigt Kunstwerke aller Art und die Bibliothek ist „ein Haus aus Büchern gemacht“, wie Saramago es beschrieb. Lanzarote war zwar nicht die Heimat des Schriftstellers, es war aber sein Zuhause.
In Lissabon, in der Casa dos Bicos, in der Altstadt Alfama, befindet sich außerdem die Stiftung José Saramago. Über mehrere Stockwerke lassen sich hier Leben und Werke Saramagos bewundern. Ein Museumsshop ist auch vorhanden. Falls Sie zufällig am Kloster Palácio Nacional de Mafra (1717-1730) vorbeikommen: Es ist Gegenstand von Das Memorial.
Jean Paul Sartre
Fast sein ganzes Leben verbrachte Jean-Paul Sartre (1905-1980) in Paris. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören La Nausée (Der Ekel), Les mains sales (Die schmutzigen Hände), Huis clos (Geschlossene Gesellschaft), L’Être et le néant (Das Sein und das Nichts) oder Le Diable et le bon Dieu (Der Teufel und der liebe Gott). 1931 wurde Sartre als Lehrer nach Le Havre versetzt. Die Hafenstadt, die heute unter dem Schutz der UNESCO steht, fiktionalisierte der Autor in La Nausée als Bouville. Als „Le Havre des écrivains“ wurde dort eine literarische Promenade geschaffen, die Touristen anlocken soll. Zwanzig in der Stadt verteilte Bänke informieren über die Schriftsteller, die in Le Havre Station gemacht haben.
Lebensmittelpunkt für Sartre – und auch seine Lebensgefährtin Simone de Beauvoir – blieb Paris. Im Viertel Saint-Germain-des-Prés wohnte der Autor in der Rue Bonaparte, der Rue Mignard, der Rue Le Goff, der Rue de Rennes und dem Boulevard Edgard-Quinet. Wie viele Literaten vor und nach seiner Zeit hielt sich Sartre in den Künstlercafés von Paris auf, etwa im Café de Flore oder dem Deux Magots. In diesen Cafés gingen auch James Joyce, Oscar Wilde, Antoine de Saint-Exupéry, Albert Camus oder Truman Capote ein und aus.
Dem in La Rochelle aufgewachsenen Existentialist wurde 1965 der Literaturnobelpreis verliehen, er lehnte jedoch ab. Begraben ist er auf dem Cimetière de Montparnasse in Paris.
Tipp: Entdecken Sie Sartres Umfeld auf einer Städtereise nach Paris.
Ernest Hemingway
Einer, der sich ebenfalls im Café de Flore aufgehalten hat, ist Ernest Hemingway (1899-1961). 1954 hauptsächlich für The Old Man and the Sea mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, ist Hemingway als wohlhabender Mann viel in der Welt herumgekommen, unter anderem eben 1921 als Auslandsreporter nach Paris, nach Kuba, nach Kenia oder Tansania. Sein Geburtshaus können Sie in Oak Park, Illinois besuchen. Das viktorianische Wohnhaus beleuchtet die Jugend des Nobelpreisträgers, ein paar Straßen weiter südlich befindet sich das Hemingway Museum, das sich eher dem Erwachsenenleben widmet.
1928 zog Hemingway nach Key West, Florida, wo sich in der Whitehead Street ebenfalls ein Museum findet. Das 1851 erbaute Haus hatte damals den ersten Swimming Pool in Key West. Katzen streunen durch den Garten, Abkömmlinge von den Katzen, die Hemingway früher hier hielt. Sie können hier auch Events oder Hochzeiten feiern, durch den Garten schlendern oder im Souvenirshop einkaufen.
In Kuba lebte Hemingway zwanzig Jahre lang. Im Bodeguita del Medio oder im El Floridita trank der für seinen Alkoholkonsum bekannte Literat gerne Daiquiris oder Mojitos. Im El Floridita steht sogar eine Büste von „el papá“. Seine Finca in San Francisco de Paula kann man heute besichtigen; in der Finca Vigía ist alles so geblieben, wie es Hemingway verlassen hat. Der Autor von To Have and Have Not oder For Whom the Bell Tolls ist zu früh gestorben, er ist auf dem Ketchum Cemetery in Idaho beigesetzt.
Samuel Beckett
Ein weiterer Wahlpariser war Samuel Beckett (1906-1989). Der Schriftsteller von Waiting for Godot, Come and Go oder Endgame wurde in Dublin geboren, was die Stadt mit vier Nobelpreisträgern – Beckett erhielt seinen im Jahr 1969 – zu einem Unikum macht. W. B. Yeats, George Bernard Shaw, Samuel Beckett und Seamus Heaney ist in Dublin das Writers Museum gewidmet. Aber auch das Museum of Literature Ireland ist einen Besuch wert, hier sind unter anderem Ausstellungsstücke zu James Joyce, der mit Beckett bekannt war, zu sehen, darunter die allererste Kopie von Ulysses. Außerdem sehenswert in Dublin: Die Samuel Beckett Bridge über den Fluss Liffey, entworfen von Santiago Calatrava, der auch die James Joyce Brücke gestaltete. In Enniskillen findet jedes Jahr das Happy Days International Beckett Festival statt, bei dem Theater und Musik aufgeführt wird.
1937 ging Beckett endgültig nach Paris, wo er etwa in der Rue de la Grande Chaumière, der Rue des Favorites oder dem Boulevard Saint-Jaques lebte. Er verbrachte den gesamten Zweiten Weltkrieg in Frankreich, schloss sich dem Widerstand an und floh dann in die unbesetzte Südhälfte Frankreichs. 1969 wurde dem Autor der Nobelpreis verliehen, der Zeremonie blieb er allerdings fern. Auch er ist auf dem Cimetière de Montparnasse begraben, genau wie Sartre.
John Steinbeck
In der gleichen Epoche lebte auch John Steinbeck (1902-1968). Der Autor, der in Kalifornien geboren wurde, hat seine persönlichen Erfahrungen teilweise in seinen Romanen verarbeitet. Seinem Großvater etwa setzte er in East of Eden mit dem Charakter Adam Trask ein Denkmal, die Erlebnisse mit Wanderarbeitern im Dust Bowl Amerikas, über die er 1936 eine Artikelserie verfasst hatte, verarbeitete er in Of Mice and Men und Grapes of Wrath. Ähnlich wie seine Zeitgenossen bereiste auch er den Globus: Als Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg, durch Nordafrika, Süd- und Westeuropa und 1960 bei einer Rundreise durch die USA, aus der Travels with Charley hervorging.
Das Haus in Kalifornien, in Salinas, in dem er seine Kindheit verbrachte, ist heute ein Restaurant und ein Museum. Es finden regelmäßig Events statt und man kann Führungen mitmachen. Das Gebäude selbst ist im viktorianischen Stil 1897 erbaut worden. Ebenfalls in Steinbecks Geburtsstadt befindet sich das National Steinbeck Center und die National Steinbeck Exhibition Hall. Die Ausstellung dreht sich um Orte, zu denen Steinbeck reiste, über die er schrieb oder wo er eine Zeit lang lebte. Über 20.000 Dokumente sind hier zu sehen und in mehreren Multimedia Displays wird das Leben des Nobelpreisträgers von 1962 wieder lebendig.
W. B. Yeats
In der Begründung für die Nobelpreisverleihung 1923 heißt es, er habe dem Geiste einer ganzen Nation Ausdruck verliehen. Er selbst verstand den Preis weniger als persönliche Ehre, sondern eher als repräsentativ für die gesamte irische Literatur. Die Yeats Society in Sligo erhält das Andenken an den irischen Ausnahmepoeten aufrecht. Im Sligo Town Center, auf der Hyde Bridge, befindet sich das Yeats Building, in dem Ausstellungen das Leben des Dichters beleuchten und Forschern eine Bibliothek zur Verfügung steht. Es trifft sich sogar ein Poetry Circle jeden Mittwoch. Im Gift Shop gibt es neben den Werken von Yeats auch Merchandise, vor Ort gemachten Schmuck oder auch Karten. Wenn Sie nach Yeats Country reisen, fühlen Sie sich vielleicht auch zu einem Gedicht inspiriert. Der Dichter ist am Fuße des Ben Bulben begraben.
Pearl S. Buck
Eine Nobelpreisträgerin, die auch weit herumgekommen ist, ist Pearl Sydenstricker Buck (1892-1973). Ihre Eltern waren Missionare in China und reisten nur für Pearls Geburt in die USA zurück. Zurück im Reich der Mitte lebte die Autorin in Huai’an, Zhenjiang, Suzhou und Nanjing. Pearl verstand Mandarin, bevor sie Englisch sprechen konnte. Ihr Haus in Zhenjiang ist für Besucher geöffnet und auch am Gulon Campus, wo sie an der Nanjing Universität unterrichtete, gibt es ein Pearl S. Buck Memorial House mit einer Statue. Da sie selbst mit Chinesen lebte, konnte sie sich besonders gut in sie hineinversetzen. So entstanden Werke wie The Good Earth, Sons, A House Divided, China Sky, Letter from Peking oder The Hidden Flower.
Das Haus, in dem Buck geboren wurde, in Hillsboro, West Virginia, ist heute ein Museum. Sie beschrieb selbst ihre Vision für das Haus in den Appalachian Mountains in My Mother’s House. Es gibt einen Memorial Garden zur Erinnerung an die Schriftstellerin und es findet regelmäßig eine Heritage Fair statt. 1934 ging Buck endgültig zurück in die USA und ließ sich bald auf der Green Hills Farm in Pennsylvania nieder, wo sie Werke wie The Child Who Never Grew, This Proud Heart, The Patriot oder Today and Forever verfasste. Besucher können zwölf Räume besichtigen. Unter dem kommunistischen Regime kehrte sie nicht mehr nach China zurück, sie verarbeitete das System in Satan Never Sleeps 1962. Pearl S. Buck ist in Danby, Vermont beigesetzt.
Charles Dickens
Wahrscheinlich einer der größten Autoren der Literaturgeschichte bildet den Abschluss unserer internationalen Literaten: Charles Dickens (1812-1870). Der Parlamentsstenograph und Journalist war schon zu Lebzeiten sehr erfolgreich als Autor und veranstaltete mehrere Lesereisen durch die USA, Großbritannien und den Rest von Europa. Sein Geburtshaus in Portsmouth steht noch und wurde im Stil der damaligen Zeit restauriert und eingerichtet. Besucher können sich über das Leben des Ausnahmeautors informieren und wechselnde Ausstellungen besichtigen. In Chatham bei Rochester, wo Dickens von 1817-1822 arbeitete, findet jedes Jahr ein Dickens Festival und ein Dickensian Christmas Festival statt.
London, ab 1822 sein Wohnsitz, bezeichnete er als „magic lantern“, als Inspiration. Als Kind schon zur Arbeit gezwungen, streifte er oft durch die Großstadt, an der Themse und den Docks entlang und redete mit den Menschen. Viele Orte in London fanden Eingang in seine Literatur, so etwa das Ye Olde Cheshire Cheese Pub in A Tale of Two Cities oder das George Inn in Little Dorit. The Old Curiosity Shop immortalized by Charles Dickens hat tatsächlich erst nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Buches eröffnet.
Seine Sommerferien verbrachte der Schriftsteller in Bleak House in Broadstairs, Kent. Hier verfasste er zum Beispiel auch David Copperfield. Das einzige noch erhaltene Wohnhaus Dickens in London, die Nummer 48 in der Doughty Street, in der er etwa Oliver Twist oder Nicholas Nickleby schrieb, ist heute ein Museum. Hier können Sie zahlreiche erste Ausgaben, Manuskripte, Briefe und persönliche Gegenstände sowie Kleidung von Dickens bewundern. Der Landsitz von Dickens, den er 1856 erwarb, Gads Hill Place in Higham, Kent, ist heute eine Schule. Der Autor von Great Expectations oder A Christmas Carol starb im Juni 1870 und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt.
Auf den Spuren literarischer Figuren: Weltbekannte Spürnasen
Wer kennt sie nicht, die berühmtesten Detektive der Literaturgeschichte? Sherlock Holmes, der wohl bekannteste konsultierende Detektiv der Welt, Hercule Poirot, der belgische Detektiv mit dem stolzen Schnurrbart, oder Kommissar Wallander aus Ystad: Sie alle sind legendäre literarische Figuren und man kann sie besuchen.
Sherlock Holmes
Den Mann mit der Pfeife und dem Deerstalker natürlich in seiner Heimat London. Arthur Conan Doyle (1859-1930) erschuf die bekannteste und meistverfilmte Figur der Literaturgeschichte 1887 mit A Study in Scarlet; so genau und forensisch erschuf er sie und ihre Welt, dass manche Menschen glauben, es hätte Sherlock Holmes wirklich gegeben. Die Sherlock Holmes Tour startet natürlich in der Baker Street 221b, die es Ende des 19. Jahrhunderts gar nicht gab, da die Baker Street damals nur bis zur Nummer 100 ging. Heute befindet sich hier das Sherlock Holmes Museum mit Plakette an der Außenwand und allem Drum und Dran. Das Museum ist gestaltet wie zu Holmes Zeiten und beinhaltet Wachsfiguren und Holmes-Devotionalien. Apropos Wachsfiguren: Mit dem letzten Darsteller von Sherlock Holmes, Benedict Cumberbatch, können Sie natürlich im Madame Tussauds einen Schnappschuss machen. Weiter geht es dann an der U-Bahn-Station Baker Street, an der eine sogenannte Talking Statue des Detektivs steht. In der Northumberland Street finden Sie das Sherlock Holmes Pub, das ebenfalls im viktorianischen Stil eingerichtet ist und in dessen erstem Stock Sie auch eine Sherlock Holmes Ausstellung finden.
Es gibt unterschiedliche Reiseführer, unter anderem von John Sykes Mit Sherlock Holmes durch London. Wer übrigens mehr über den Autor erfahren möchte, der sollte das Portsmouth Museum besuchen, das hat nämlich Arthur Conan Doyle die größte Ausstellung gewidmet. Während einer London Städtereise können Sie diverse Touren buchen, zum Beispiel den Sherlock Holmes Walk, die Sherlock Holmes Film Location Tour, die Jack the Ripper & Sherlock Holmes Bus Tour oder die Private Sherlock Holmes Walking Tour. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, selbst an einem der berühmten Fälle des Detektivs teilzunehmen, etwa bei der Sherlock Holmes Murder Mystery Dining Experience London.
Hercule Poirot und Miss Marple
Von der bekanntesten Figur der Literaturgeschichte zu einer der vielleicht bekanntesten Autorinnen: Agatha Christie (1890-1976). Mit über 2 Milliarden verkauften Büchern ist die Schriftstellerin aus Devon eine der erfolgreichsten der Welt; die Queen of Crime steht außerdem auf dem Index Translationum der UNESCO als meistübersetzte Krimiautorin der Welt. 1920 erschuf sie in Mysterious Affair at Styles den kleinen belgischen Detektiv Hercule Poirot mit dem großen Schnurrbart und den kleinen grauen Zellen und 1930 die scharfsinnige Miss Marple in The Murder at the Vicarage. Christie reiste selbst viel, unter anderem in den Orient, nach Ägypten und natürlich durch England. So spielen denn auch viele ihrer Werke an realen Schauplätzen: Murder on the Orient Express, Death on the Nile oder Murder in Mesopotamia im Nahen Osten, Lord Edgware Dies oder At Bertram’s Hotel in London, And Then There Were None oder Evil Under the Sun auf Burgh Island, Why Didn’t They Ask Evans? in Wales und Hampshire und The Sittaford Mystery in Devon und Dartmoor. Außerdem diente Ashfield, der Landsitz von Christies Eltern in Greenway, als Vorlage für Postern of Fate. In Greenway können Sie noch heute Wohnhaus und Garten der Autorin besuchen. Es ist heute noch so eingerichtet, wie Christie es hinterlassen hat.
An der Englischen Riviera mit Startpunkt in Torquay liegt zudem die Agatha Christie Mile, an deren Verlauf sich zehn Sehenswürdigkeiten zu Christie befinden, darunter das Grand Hotel, Princess Pier und Princess Gardens, Beacon Cove, das Imperial Hotel und eine Bronze, die die Autorin darstellt. Außerdem widmet sich das Torquay Museum als einzige Ausstellung in Großbritannien Agatha Christie und stellt Handschriften, Erstausgaben und viele weitere Artefakte zu der Autorin aus. Im italienischen Tirol gibt es zudem einen Agatha-Christie-Weg, dessen Startpunkt das Hotel Karersee in den Dolomiten ist und der über 8 Kilometer bewandert werden kann. Krimireisen durch Südengland, Cornwall und entlang der Englischen Riviera führen Sie auf die Spuren der großen Schriftstellerin.
Kommissar Wallander
Kommissar Maigret
In Paris unterwegs sind Sie mit Georges Simenon (1903-1989) und Kommissar Jules Maigret. Auch Simenon steht auf der UNESCO-Liste der meistübersetzten Autoren des 20. Jahrhunderts. Simenon, der durch die ganze Welt reiste, zum Beispiel nach Tahiti, Kanada oder in die USA, sagte einmal, – ganz im Gegensatz zu Doyle oder Christie, die ihren Protagonisten zwischenzeitlich gerne aufgegeben hätten – zu Maigret zurückzukehren sei ein Vergnügen, eine Entspannung. Erfunden hat Simenon den Kommissar, laut seiner eigenen Darstellung, in Delfzijl, wo auch ein Denkmal für Maigret steht, 1929 mit Pietr le Letton. In Lüttich geboren, spielen einige von Simenons Romanen in der belgischen Stadt, so etwa Le Pendu de Saint-Pholien, was übrigens auf einer wahren Geschichte basiert, Le Danseuse du Gai-Moulin oder Les Trois Crimes de mes Amis sind Lütticher Romane. In Lüttich können Sie den Simenon-Rundweg laufen oder natürlich Paris zusammen mit Maigret erkunden.
Das Paris Maigrets gibt es allerdings nicht mehr, es ist mit der Zeit verlorengegangen. Man kann aber dennoch einen Hauch davon erhaschen, wenn es am Canal Saint-Martin nach den Leckereien der Restaurants und Brasserien duftet, wenn man an der Île de Cité vorbeispaziert, am Quai des Orfèvres (bis 2017 der Direktion der Kriminalpolizei), über den Place des Vosges, die Rue de Threnne, die Rue Calaincourt wandelt oder natürlich in den Boulevard Richard-Lenoir 132 geht, Maigrets Zuhause. Mit einem Maigret in der Hand kann man sich wirklich in die unterschiedlichen Viertel hineinfühlen, ganz Paris entdecken und die Methode des Kommissars nachempfinden. Zahlreiche Gaststätten haben immer einen Platz für Maigret reserviert, zum Beispiel im Fouquet’s, bei Chez Léon oder in der Taverne Henri IV.
Kinderbuchklassiker aus aller Welt
Auch wer mit Kindern unterwegs ist, kann die Schauplätze vieler Kinderbuch-Lieblinge besuchen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Trip zu dem Schlitzohr Michel aus Lönneberga? Oder besichtigen Sie die Landschaften von Nils Holgersson, verfolgen Sie mit Emil und den Detektiven den Dieb durch Berlin, besuchen Sie den Park des Kleinen Prinzen oder den von Pinocchio. Abenteuerlich wird es mit Jack London und Ruf der Wildnis, Mark Twain und Die Abenteuer des Huckleberry Finn oder Robert Louis Stevenson und Die Schatzinsel. Dabei haben die Kleinen mit Sicherheit Spaß und vielleicht auch die Großen.
Astrid Lindgren
Astrid Lindgren (1907-2002) ist zweifelsohne eine der bekanntesten Schriftstellerinnen der Welt, ihre Geschichten, die sie ursprünglich für ihre Tochter erfunden hatte, wurden über 165 Millionen Mal verkauft und in über 106 verschiedene Sprachen übersetzt. Wer könnte Pippi Langstrumpf vergessen oder den ungezogenen Michel, Lotta aus der Krachmacherstraße oder die Kinder aus Bullerbü? Jeder verbindet sicher eigene Kindheitserinnerungen mit der schwedischen Autorin. Wer in die Welt von Astrid Lindgren eintauchen will, der begibt sich nach Vimmerby, wo die Autorin auch ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Zu Hause war Astrid Lindgren in der Dalagatan 46 in Stockholm, das noch im Originalzustand erhalten ist; Schreibtisch und Schreibmaschine stehen noch genauso da, als würde Lindgren jeden Moment wieder hereinkommen. Es sind aber nur begrenzt Führungen möglich, man sollte sich vorher anmelden.
Viele Ortschaften in Schweden dienten als Vorbilder für die fiktiven Kindergeschichten, so zum Beispiel Gybberyd für Lönneberga, Sevedstorp für Bullerbü, die Schären vor Stockholm für Saltkrokan oder Visby für die Villa Kunterbunt. Das Zentrum für Lindgren-Liebhaber ist Vimmerby in Småland. Hier befindet sich mit der Astrid Lindgrens Värld ein eigener Park, der der Autorin gewidmet ist; hier können Sie in die Erzählungen hineintreten. Szenen aus ihren Büchern werden auf sieben Bühnen nachgestellt, unter anderem in der Krachmacherstraße, in Bullerbü, auf Karlssons Dach, in Lönneberga oder der Villa Kunterbunt. Eine halbe Million kleine und große Besucher gehen hier jedes Jahr auf eine Reise in ihre Fantasie.
Selma Lagerlöf
Erich Kästner
Das Doppelte Lottchen, Emil und die Detektive, Das fliegende Klassenzimmer oder Pünktchen und Anton sind Werke des großen Erich Kästner (1899-1974). Der Autor, der beide Weltkriege erlebte, über den Ersten sagte, „Der Krieg hatte begonnen, und meine Kindheit war zu Ende.“, und beim Zweiten daneben stand, als seine Bücher verbrannt wurden, war ein wichtiger Vertreter der sogenannten Neuen Sachlichkeit. In Dresden geboren, befindet sich am Albertplatz ein Erich Kästner Museum. Die Erlebnisse seiner Kindheit in der Königsbrücker Straße verarbeitete er in Als ich ein kleiner Junge war.
Seine Zeit in Berlin ab 1927 war die produktivste mit Herz auf Taille, Emil und die Detektive, was übrigens sein erstes Kinderbuch war, Pünktchen und Anton und Das fliegende Klassenzimmer. Während des Zweiten Weltkriegs entschied er sich, zu bleiben und unter Pseudonymen zu veröffentlichen. Wer möchte, kann mit Kästner durch Berlin schlendern, in die Schumannstraße, wo Emils Großmutter und die Cousine Pony Hütchen wohnt, am Bahnhof Zoo, wohin Emil den Dieb verfolgt, oder an die Weidendammer Brücke von Pünktchen und Anton. Ein Buch von Michael Bienert, Kästners Berlin: Literarische Schauplätze, befasst sich mit dem Thema. Das Erich Kästner Museum in Dresden, Antonstraße 1, in der Villa Augustin, ist ein interaktives, das auf der Benutzung durch die Besucher fußt. Ausgestellt sind Briefe, Primärwerke, Zeugnisse und Fotos.
Gut zu wissen: Das erwartet Sie auf einer Städtereise nach Dresden.
Antoine de Saint-Exupéry
Eines der bekanntesten Werke der Literaturgeschichte ist mit Sicherheit Le Petit Prince – Der Kleine Prinz. Über 140 Millionen verkaufte Exemplare und über 350 Übersetzungen in andere Sprachen lassen den Autoren Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) bis heute im Gedächtnis bleiben. Der Pilot, der sich mit L’Aviateur 1925 erstmals als Autor versuchte, stürzte mehrmals mit dem Flugzeug ab und fand so schließlich auch seinen Tod im Mittelmeer. Die Maschine, mit der er abstürzte und die erst im Jahr 2000 gefunden wurde, ist heute im Musée de l’air et de l’espace in Le Bourget zu sehen. Nahe der ersten Wohnung von Saint-Exupéry am Place Bellecour in Lyon wurde Der Kleine Prinz auf einer weißen Marmor-Säule verewigt. Erinnerungen an den Prinzen, der überall die Herzen von Menschen berührt hat, sind über den ganzen Globus verteilt: ein Museum in Hakune in Japan, ein Lehrpfad in Cassis, ein Denkmal am Strand von Tarfaya und der Park des Kleinen Prinzen. Bei Ungersheim können Sie auf 24 Hektar 32 Attraktionen wie den Fesselballon, die Aérobar oder das Flugzeug Antonov 2 bewundern und sich in die Welt des Kleinen Prinzen hineinversetzen.
Johanna Spyri
Wer eher in der Nähe Deutschlands bleiben will, der kann an die Wirkungsstätte von Johanna Spyri (1827-1901) reisen. Sie ist die Autorin von Heidis Lehr- und Wanderjahre (1879), eine Anspielung an Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden. Heidi, Alm-Öhi und Geißenpeter sind inzwischen weltbekannt. Die Schweizer Berge, um genauer zu sein die Bündner Berge, sind die Heimat der drei Figuren. In Hirzel, dem Geburtsort von Spyri, ist der Schriftstellerin ein Museum gewidmet, in dem ihr Schreibpult und Original-Devotionalien ausgestellt sind. In Maienfeld können sich Klein und Groß in Heidis Welt hineinversetzen lassen: Im Heididorf zeigt ein Haus, wie Heidi vor über 100 Jahren gelebt haben könnte. Außerdem beginnt hier der Heidi-Erlebnisweg zur Heidialp; etwa eineinhalb Stunden wandern Sie durch Hügel und Wiesen. Ansonsten gibt es noch ein Heidi-Restaurant und einen Heidi-Brunnen. Souvenirs können Sie im Dorfladen erstehen. Das schweizerische Nationalmuseum in Zürich zeigt eine Ausstellung zum Thema „Heidi in Japan“. Die Rezeption in Japan und den USA zeigt, dass Spyri ein feines Gefühl für die Lesegewohnheiten von Kindern hatte, und sich dennoch auch mit Philosophen und Autoren wie Rousseau oder Hölderlin auseinandergesetzt hat.
Carlo Collodi
Pinocchio, die Puppe, die unbedingt ein echter Junge sein wollte, entstand in Italien. Carlo Collodi (1862-1890), eigentlich Carlo Lorenzini, erschuf die Figur im Jahr 1880 in Le avventura di Pinocchio. Collodi nannte sich selbst nach dem Dorf, aus dem er stammte: Collodi in der Toskana, was etwa während einer Florenz Städtereise auf dem Weg nach Pisa liegt. Hier entstand 1956 der Parco di Pinocchio. Diverse Künstler haben sich in dem Park verewigt und verschiedene Kunstwerke geschaffen, herausgekommen ist ein wunderschöner Ort für Kinder, die hier Pinocchios Welt erleben dürfen.
Eine große Statue der Figur heißt die Besucher willkommen. Im Park kann man durch die Geschichte wandern und Charaktere wie Jiminy Cricket, den Fuchs oder die Katze kennenlernen. Im Museum können die kleinen Besucher Bücher lesen, Gemälde und Kunstwerke bewundern. Außerdem gibt es Fahrgeschäfte, historische Karussells, ein venezianisches Lagunenkarussell, einen Wisperpfad, Puppentheater und Zauberei. Die Kinder können an Animationen teilnehmen, in Werkstätten basteln und sich schminken lassen. Wenn dann nach all der Aufregung der Hunger kommt, können Sie sich im Ristorante Osteria del Gambero Rosso stärken. Im Souvenirladen gibt es dann ein Andenken an den Parco di Pinocchio.
Robert Louis Stevenson
Eher Jugendbuchautor war der in Edinburgh, Schottland, geborene Robert Louis Stevenson (1850-1894), Autor von Treasure Island. In seinem kurzen Leben ist Stevenson sehr weit in der Welt herumgekommen. In Frankreich zum Beispiel unternahm er 1878 eine Wanderung durch Südfrankreich. Der sogenannte Stevensonweg verläuft durch die Cévennen von Le Puy-en-Velay über Le Monastir-sur-Gazeille, Le Bouchet-St-Nicholas, Langogne, La Bastide-PuyLaurent, Le Bleymard, Florac, Cassagnas und St-Jean-du-Gard bis nach Alès. Durch unterschiedliche Landschaften können Sie Stevenson als Wanderer folgen. Der Weg führt durch den Nationalpark der Cévennen, die zum UNESCO Weltnaturerbe zählen. Hier entstand auch Travels with a Donkey in the Cévennes.
1880 reiste Stevenson in die USA, danach aufgrund einer Tuberkulose nach Davos und im darauffolgenden Jahr wieder nach Schottland. Im gleichen Jahr, 1881, erschien Die Schatzinsel. In Skerryvore, Bournemouth entstand 1886 Dr. Jekyll and Mr. Hyde. 1887 verlässt der Autor Europa endgültig und reist zuerst in die USA; ein Jahr später startet Stevenson eine Südseereise von den Marquesas-Inseln über Tahiti, Hawaii, die Gilbert-Inseln bis nach Samoa, wo er sich schließlich niederließ. In Vailima erwarb er ein Anwesen, auf dem er bis zu seinem Tod 1894 lebte. 1994, zum 100. Todestag Stevensons, wurde in der Villa Vailima ein Robert Louis Stevenson Museum eröffnet. Das Gebäude wurde komplett restauriert und stellt Schriften des Autors und Memorabilien aus. Der Autor ist auf dem Gipfel des Mount Vaea beigesetzt.
In Edinburgh ist Stevenson im Writers Museum am Lawnmarket mit Exponaten, Handschriften, Photographien und Schätzen von seinen Reisen vertreten.
Jack London
Abenteuerlich wird es auch mit Jack London (1876-1916) und The Call of the Wild, The Sea-Wolf oder The Valley of the Moon. Der Autor, der wie Robert Louis Stevenson jung starb, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste bereits als Kind in einer Konservenfabrik und als Austernfischer arbeiten. Als Erwachsener verbrachte er Zeit auf See, in Alaska und beim Goldrausch im Yukon. Im Grunde mittellos kehrte er nach Kalifornien zurück, als er endlich den Durchbruch als Schriftsteller schaffte. Mit seinen Geschichten über Abenteuer, Entdeckungen, außergewöhnliche Menschen und das einfache Leben traf London den Nerv der Zeit. Mit dem Erlös aus den Veröffentlichungen finanzierte London Reisen nach Hawaii, auf die Marquesas, nach Tahiti, Bora Bora und schließlich auch nach Samoa, wo er Robert Louis Stevenson huldigte.
Zurück in Kalifornien kaufte er die Beauty Ranch nahe Glen Ellen. Hier wollte London seine persönliche Utopie umsetzen. Auf dem Jack London State Historic Park in Kalifornien können Besucher heute die Beauty Ranch besichtigen und sich über den Autor informieren. Vom Wolf House sind aufgrund eines Brandes nur noch Ruinen übriggeblieben, es gibt aber ein super Fotomotiv ab. Im Winery Cottage und im House of Happy Walls ist die Zeit stehengeblieben; hier besteht heute ein Museum. Außerdem gibt es im State Park 50 km Wanderwege und Events, zum Beispiel zu Photographie. Etwa 200 Menschen besuchen den Park pro Tag.
Literaturhotels weltweit
Man sagt, wer liest, lebt hunderte Leben und kann in der Fantasie überall hinreisen. Wir haben Ihnen einige Ziele und Autoren vorgestellt. Es gibt aber noch eine Alternative: die sogenannten Literaturhotels. Hotels, die sich auf das Lesen und Ausleihen von und Austauschen über Literatur spezialisiert haben. Diese Unterkünfte sind oft verbunden mit einem Golfplatz oder Spa-Bereichen und bieten absolute Entspannung für den Kopf. Bücher stapeln sich in den Regalen der Bibliotheken bis unter die Decke, zum Abendessen gibt es eine Lesung und die Zimmer sind nach Autoren benannt. Das hört sich nach einem Urlaub für Sie an? Dann machen Sie sich auf! In Deutschland gibt es bereits mehrere Literaturhotels, Buchhotels oder Bibliotels, aber auch international ist das ein Trend, der sich durchsetzt. In New York oder auf Koh Samui gibt es zum Beispiel das The Library, in Florenz Il Salvatiano, in Zürich das B2 Boutique Hotel & Spa, in Tirol das Interalpen-Hotel oder in Hyderabad das Taj Falaknuma Palace. Oder wie wäre es gleich mit einem ganzen Dorf? Der Ort Hay-On-Wye zwischen England und Wales hat sich in ein Bücherdorf mit über 40 Antiquariaten und Buchläden verwandelt.
Wenn Sie also lieber in der Fantasie verreisen als über die Kontinente zu hüpfen, dann ist ein Literaturhotel sicher eine gute Wahl. Oder Sie nutzen die Zeit zum Lesen, um neue Ziele für Ihre nächste Literaturreise zu finden.