Das Leid der Reiseindustrie ist die Freude der Reisenden
Donnerstag, 19. März 2020
Die weltweite Verbreitung des Coronavirus macht zunehmend der Reiseindustrie zu schaffen. Fluggesellschaften, Kreuzfahrtreedereien und Hotelketten müssen sich in diesem Jahr auf Umsatzverluste in Milliardenhöhe gefasst machen.
Azyklisch reisen: Die Angst vor Corona sorgt für niedrige Preise
Um gegenzusteuern und die Auslastung zu steigern, werden derzeit Reisen so preiswert wie schon lange nicht verkauft. Was die Touristikbranche schmerzt, freut die Kunden. Reisende können aktuell nie dagewesene Schnäppchen bei Flügen, Hotels und Kreuzfahrten machen.
Die globale Reisebranche ist durch die inzwischen weltweite Verbreitung des Coronavirus ins Schleudern geraten. Kreuzfahrtschiffe in Quarantäne, Flugstopps in viele Länder, abgesagte Großveranstaltungen und leere Hotelzimmer bereiten Reiseveranstaltern, Fluglinien, Kreuzfahrtreedereien und Hotelbetreibern allerorten massive Kopfschmerzen. Und ein Ende der Pandemie ist nicht absehbar.
Nach Angabe der International Air Transport Association (IATA) könnten alleine den Fluglinien weltweit Umsatzeinbußen in Höhe von über 110 Milliarden Dollar bevorstehen, vorausgesetzt, die Verbreitung des Virus wird nicht rasch gestoppt.
Auch Hotelbetreiber haben damit zu kämpfen, dass sowohl Geschäfts- als auch Privatreisende viele Reisen kurzfristig storniert haben. Betroffen sind davon nicht nur die großen Hotelketten wie Marriott und Hyatt, sondern auch viele familiengeführte Hotels. Analystenschätzungen gehen davon aus, dass Hotelbetreibern weltweit mehr als 30 Milliarden Dollar in den kommenden Monaten entgehen könnten.
Was die Reisebranche insgesamt schmerzt, ist für die Kunden in wirtschaftlicher Hinsicht ein guter Zeitpunkt, eine Reise zu buchen. Fluggesellschaften, Kreuzfahrtreedereien und Hotelbetreiber bieten derzeit viele Reisen zu absoluten Schnäppchenpreisen an, sogar in der sonst so teuren Hauptsaison im Sommer.
Da gegenwärtig viele Menschen aus Sorge vor der weiteren Verbreitung des Coronavirus unabhängig von den angebotenen Preisen keine Reise buchen wollen, bieten viele Tourismusbetriebe derzeit besondere Stornierungsbedingungen an. Diese reichen von gratis Stornierungen bis hin zu einer kostenlosen Verschiebung des Urlaubs.
Reisebüros empfehlen vielen ihrer Kunden, bei den momentan erhältlichen Reiseschnäppchen zuzuschlagen. So gibt es derzeit in vielen beliebten Reiseländern wie Italien, Frankreich und Spanien sogar noch freie Zimmer in Hotels, die ansonsten zu dieser Jahreszeit bereits ausgebucht sind. Manche Hotels versuchen, Kunden mit einem kostenlosen Zimmer-Upgrades sowie Zusatzleistungen wie Frühstück oder Gutscheinen für Spa-Anwendungen zu locken.
Eine aktuelle Auswertung des Online-Reiseportals Expedia.com zeigte, dass die Übernachtungskosten in vielen Städten der USA derzeit signifikant unter den Vorjahreswerten liegen. So sind Hotelzimmer in San Francisco aktuell um rund 25 Prozent billiger als noch vor einem Jahr. Auch in den beliebten Reisezielen New York City, Orlando und Washington DC liegen die Preise derzeit 10 bis 15 Prozent niedriger als im Vorjahr. Blöd nur, dass US-Präsident Trump ein Einreiseverbot für Europäer verhängt hat.
Melia Hotels, eine der größten Hotelketten mit mehr als 350 Häusern auf der ganzen Welt, bietet momentan Rabatte von bis zu 45 Prozent an. Auch die Preferred Hotels & Resorts Group, ein Zusammenschluss von 750 Luxushotels in 85 Ländern, bietet Hotelzimmer zu kräftigen Rabatten an.
Ebenso werden Flugtickets gegenwärtig von nahezu allen Fluggesellschaften weltweit zu noch nie dagewesenen Preisen verkauft. Reiseanalysten haben herausgefunden, dass auf einigen Strecken Business Class Tickets in den Sommermonaten für den Preis von Economy Class Tickets im Winter verkauft werden. So sind derzeit Business Class Flüge von Europa in die USA für unter 2.000 Dollar zu haben.